Surviving Flower
Den Nürnberger Pianisten Andreas Feith kennt man in der süddeutschen Jazzszene als viel beschäftigten Sideman in unterschiedlichsten Settings. So prägt er mit seinem verantwortungsvollen und energetischen Spiel, wie auch seinen risikoreichen, dem Moment folgenden Soli entscheidend einige Bandsounds mit, beispielsweise die des Christoph Beck Quartetts oder des Rebecca Trescher Tentetts.
Nun veröffentlicht der 33-jährige mit dem beim Bayerischen Rundfunk aufgenommenen Album Surviving Flower sein langersehntes Debüt als Bandleader und zeigt mit einer abwechslungsreichen Melange eigener Kompositionen und zweier Standards, wie spannend akustischer Modern Jazz heutzutage sein kann. Das liegt zum einen an der stilsicheren Improvisationsfähigkeit, die Andreas Feith in seinen erzählerisch eindrucksvollen Bögen eloquent unter Beweis stellt. Zum anderen begeistert die zupackende und interagierende Spielart, mit der sein Trio mit den hochgeschätzten Weggefährten seiner Kölner Studienzeit, Martin Gjakonovski am Bass und Silvio Morger am Schlagzeug, zu jedem Zeitpunkt ineinandergreift. „Wie die beiden auch in Momenten höchster rhythmischer Spannung die Präzision und Kommunikation aufrechterhalten und wie bei ihnen selbst in experimentellen Momenten der Ekstase immer die Jazztradition spürbar bleibt, hat mich seit jeher begeistert.“ sagt Feith, der zum Wintersemester 20/21 eine Stelle als Lehrbeauftragter für Jazzpiano und Musiktheorie an der Hochschule für Musik Nürnberg antritt.
Die Stücke des Bandleaders dienen den Musikern nicht nur als harmonisch raffinierte Vehikel für virtuose Soli, ihr melodisch emotionaler Ausdruck mit Faible für Ästhetik offenbaren eine unverkennbar romantische Seite des auch klassisch ausgebildeten Pianisten. Durch die bewusst gewählte Aufnahmesituation in einem Raum spürt man als Zuhörer die Spiellust von Live-Jazz und rhythmisch kochendem Postbop, wie auch eine besondere kammermusikalische Intimität in gefühlvollen Momenten.
Zu drei weiteren Stücken fügt sich der Tenorsaxophonist und Echopreisträger Lutz Häfner wie selbstverständlich in das Geschehen ein und das, obwohl die vier Musiker so erst bei der Aufnahme erstmalig zusammenkamen: „Mit Lutz habe ich kurz vor dem Recording noch bei einem Konzert mit Charly Antolini zum ersten Mal zusammengespielt und ich wusste sofort, dass ich ihn gerade in meinem moderneren Kontext mit dabeihaben möchte. Die Zusammenkunft im Studio stellte sich für uns alle dann als spielerische Offenbarung heraus. Noch nie habe ich soviel Energie in einem Raum gespürt!“. Und so überrascht es auch nicht, dass die Vier mit den Rough Mixes ins Finale des Neuen Deutschen Jazzpreis 2020 gewählt wurden (das wegen Corona dann leider ausfallen musste).
Surviving Flower ist ein spielerisches Statement vierer Individualisten, die gemeinsam voller Spielfreude nach der Magie des Moments streben und das bei aller stilistischen Vielfalt stets die Jazzsprache und die Lust am Rhythmischen durchblitzen lässt, ohne je das Herz des Zuhörers außer Acht zu lassen. Ein Erlebnis!
Weitere Informationen: www.andreasfeith.com Video zum Album: www.youtube.com/watch?v=qY_XahxHwXQ